Dezember 8, 2005

Nostalgische Weihnachtserinnerungen

Agnes NeubauerAgnesNeubauer

Es war die Zeit 1927/28. Der Nikolaustag war von uns Kindern immer mit Spannung, auch mit Unsicherheit erwartet worden. Dass der Nikolaus das «Sündenregister» kennt, war uns klar: ‚Den Eltern nicht gefolgt, ‚in der Schule nicht aufgepasst’ ‚Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht’ ‚beim Spielen ab und zu miteinander gestritten’ ‚andere Leute geärgert’ ‚in der Schule keine Milch bestellt, das Geld vernascht’. Einer aus unserer «Schar», der Kurt, trug einmal am Nikolaustag die Schere seiner Mutter in der Hosentasche herum, falls er in den Sack gesteckt werde, dass er durch Aufschneiden des Sackes dem Nikolaus wieder entwischen könnte.

Aufregend waren auch jedes Jahr die letzten Adventstage bis zum Heiligen Abend. Neugierig und ungeduldig spitzten wir durch Schlüssellöcher, um das Christkind und seine Helfer zu sehen. Gespannt horchten wir auf das Lauten des Weihnachtsglöckchens bis endlich die Zimmertür geöffnet wurde und man vor dem im Lichterglanz strahlenden Christbaum stand. Mama spielte ein paar Töne auf der Zither, dann sangen wir miteinander ‚Stille Nacht Heilige Nacht’ und ‚Zu Bethlehem geboren’. Erst dann wurden, die meist in Erfüllung gegangenen, Weihnachtsgeschenke betrachtet und bejubelt.

Von Wohnung zu Wohnung zogen wir 10 Kinder durch das ganze Haus, immer musizierend. Die drei „großen Buben“, Rudi, Willi, Ludwig spielten Geige, Gitarre, Mundharmonika. Plätzchenessen gehörte selbstverständlich dazu.

Während die Erwachsenen zur Mette gingen Schliefen wir Kinder mit geröteten Backen dem Weihnachtsmorgen entgegen.