April 11, 2006

Ostern in der Kinderfantasie

Agnes Neubauer  AgnesNeubauer_01

 

 

 

 

Die Kindheitserinnerungen fliPanGerman002_00eßen sanft in mir wie kleine Wolken am Himmel. Nun beschäftige ich mich mit einem Wölkchen, mit frohen, unvergesslichen Ostern. Schon im März, wenn die ersten Frühblüher, die Schneeglöckchen aus der Erde spitzen, kam in unseren Familien Frühlings- ja, Osterstimmung auf. In den zwanziger-dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebte ich mit meinen Eltern in einem PanGerman002_01Sechsfamilien-Wohnhaus. Osterdekoration: Monika FörstelJede Familie hatte einen großen Garten mit vielen Blumen, Bäumen und Sträuchern, was für uns Kinder ein Paradies bedeutete. Im anschließenden Birkenwald durften wir nach Herzenslust spielen. Wald und Gärten waren in der Osterzeit besonders reizvoll. Die immer kräftiger werdenden Sonnenstrahlen lockten zum Spielen ins Freie. Wir Kinder konnten diese Zeit so richtig genießen. Dazu bekam ich nahezu jedes Jahr einen schönen neuen Ball mit leuchtenden Farben. Der flog von Hand zu Hand, manchmal auch auf einen Baum, in einen Strauch oder auch auf einen Kopf.

Immer mehr bunte Blumen kamen zum Vorschein, neues Leben zeigte sich in der Natur. „Ja, Ostern steht doch vor der Tür“, sagten die Erwachsenen, „das Fest der Auferstehung und des neuen Lebens. Frohen wir uns darauf“! Für uns Kinder kam der Osterhase, natürlich mit Freude erwartet. Wenn der Hasenvater die lila, roten, gelben, weißen und blauen Blumen sieht, macht er die ganze Familie ostermunter. PanGerman002_02Alte und jung, große und kleine Osterhasen richten Farbtöpfe, Pinsel und Körbe her, dass sich an Ostern die Kinder an schönen bunten Eiern erfreuen können. Woher der Osterhase die schönen bunten Eier hat, interessierte mich nicht. Erst in der Schule erfuhr ich von gescheiteren Schulkameradinnen, dass der Osterhase die Eier bei der Henne holt. Aufgeregt und voller Spannung eilte ich heim mit der drängenden Frage: bekommt der Osterhase die Eier geschenkt, muss er sie bezahlen oder stiehlt er sie sogar. DiePanGerman002_03 beruhigende Antwort von Mama lautete: „Natürlich bekommt er die Eier von der Henne geschenkt und auch die Süßigkeiten gibt ihm der Kaufmann.“ Mein Wissen war erweitert, der Osterhase selbst legt keine Eier- meine Überzeugung blieb aber fest, dass der Osterhase in der Nacht von Karsamstag zum Ostersonntag das Osternest füllt. So richteten wir jedes Jahr am Karsamstag die Osternester her, schön weich gepolstert mit Ostergras. Als Dank für den Osterhasen lag in jedem Nest eine Gelberübe, die mag er doch gerne. Die Haustüre durfte in dieser Nacht nicht fest versperrt werden, dass der Osterhase ganz leise und leicht in die Wohnung kommt.

PanGerman002_04Welch ein Hallo! Am Ostersonntag, wenn wir alle unsere Nester mit guten bunten, süßen Sachen, gefunden haben. Manchmal war das Nest auch schon schwer versteckt hinter dem Vorhang, unter dem Bett, in Ofen und so weiter. Wenn alle ihr Nest gefunden hatten wünschten wir alle Frohe Ostern, dann gingen wir zur Kirche.

Am Nachmittag auf dem Osterspaziergang fanden wir Kinder auch noch vereinzelt Eier auf der Wiese, in einem Acker oder unter einem Baum, von den Eltern rasch und unbemerkt higelegt. Osterdekoration: Monika Förstel.Die Freude am PanGerman002_05Entdecken eines knallbunten Ostereies gab ich später an meine Erstklässer, die mir als Schulkinder anvertraut waren, weiter. Auch das „Gelberüben- geschenkt“ habe ich empfohlen und es wurde treu und überzeugt von den Kindern angenommen. Meine Gemüsefrau bedankte sich bei mir für das gute Geschäft. Na ja, wenn da vierzig oder fünfzig Erstklässer- so stark waren die Klassen damals, Ende der vierziger, anfangs der fünfziger Jahre, einkaufen, bringt das schon auch etwas.

An einige Jahre erinnere ich mich besonders gerne. Wir bauten eine Osterhasenstadt im Sandkasten auf. Eltern und Großeltern haben begeistert Eier ausgeblasen, bemalt und manche Anregung mitgebracht. Erinnerungen, die mich alljährlich in der Osterzeit begleiten.