August 11, 2020

Schallwelle des Glaubens

Pater Cheriyan Menacherry CMI

(vom Buch: Cheriyan Menacherry, Wahrheit macht frei: Nachsinnen der Worte Jesu, Mauritius: Fromm Verlag, 2019, p.7-10)

Es ist durchaus normal, wenn man auf eine weite Reise geht, dass er die Familie über alles Wichtige informiert wird. So tat es auch Jesus Christus, bevor er seine weite Reise zum Himmel antrat. In dieser Zeit war eines seiner Herzensanliegen: der Glaube. Deswegen sagte Er, vor seiner Verabschiedung zu den versammelten Jüngern: „Wer glaubt ….wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ (Mk 16, 16).

Der Glaube ist sehr wichtig. Aber genau dieser Glaube ist es, womit viele Menschen sich heutzutage schwertun. Den Glauben kann man nicht sehen, aber man kann ihn in Werken und symbolischen Handlungen zum Ausdruck bringen.

[1] Es ist ähnlich wie mit der Liebe. Die Liebe kann man auch nicht sehen. Man kann aber mit der Liebe etwas für andere tun und/oder es symbolisch zum Ausdruck bringen. Im übertragenen Sinne, ist der Glaube die Liebe zu Gott, oder besser ausgedrückt, der Glaube ist die Voraussetzung für die Liebe zu Gott.

Viele weigern sich, den Glauben symbolisch auszudrücken oder mit anderen darüber zu sprechen. Denn für viele existiert nur das, was sie mit ihrem Radar empfangen können. Es gibt unendlich viele Geräusche im All, z. B. den Ultraschall. Diese können wir allerdings nicht hören, weil unsere Ohren nicht in der Lage sind, diese Geräusche zu empfangen. Man kann nicht behaupten, dass solche Geräusche nicht existieren. Fledermäuse beispielsweise, produzieren Ultraschalllaute, die das menschliche Ohr nicht hören kann. Aber Fledermäuse können diese Geräusche gut empfangen.

Warum weigern sich viele Menschen, ihren Glauben zu praktizieren? Vielleicht denken sie, dass die liturgischen Handlungen der Glaubenssymbole naiv sind und sie deswegen den Glauben in Symbolen in der Liturgie nicht feiern wollen.

In der katholischen Kirche war es in einigen Regionen im 16. bis 18. Jahrhundert üblich, zu Christi Himmelfahrt eine Statue des auferstandenen Jesus durch ein Loch in der Decke auf den Kirchenspeicher zu ziehen. Im Anschluss daran, flatterte eine weiße Taube aus dem sogenannten Heiliggeistloch und Blumen regneten herab. Obwohl dieser Brauch 1 Illustration Foto: Judith Cronauer weitestgehend verloren ging, ist der besonders stimmungsvolle Gottesdienst am Tag von Christi Himmelfahrt geblieben.[2]

Es ist nicht meine Absicht, dafür zu plädieren, diese Tradition wiederzubeleben! Es stellt sich vielmehr die Frage nach der Bedeutung dieser symbolischen liturgischen Handlung! Sie geschieht, um auszudrücken, was Jesus Christus über seine Himmelfahrt gesagt hat: „Doch ich sage euch …: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. … [wenn ich aber fortgehe]…, so werde ich ihn [den Heiligen Geist] zu euch senden.“ (Joh 16,7).

Den Glauben kann man nicht sehen, trotzdem ist er für das Leben genauso wichtig wie die Liebe.

Der große Atom-Wissenschaftler Albert Einstein hat einmal gesagt, was eigentlich im Leben zählt: „Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt, und nicht alles, was zählt, kann auch gezählt werden.[3]

Viele Menschen sind gierig nach oberflächlichen Dingen, die eigentlich im Leben nicht zählen. Aber, was im Leben zählt, z. B. der Glaube, finden sie nicht wertvoll.

Viele sind allerdings der Ansicht, dass ihr Glaube in ihrem Leben im Mittelpunkt steht. Sie glauben, durch ihre Handlungen den Glauben auszudrücken, denn sie wissen, wie Jesus die Menschen vor seiner Himmelfahrt gewarnt hat: „wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ (Mk 16, 15).

Wie kann man das verstehen, „wer nicht glaubt, wird verdammt werden“? Die Nicht- Glaubenden rutschen langsam in ein einsames, existentielles, dunkles Loch im Leben. Und daraus entwickeln sich Sinnlosigkeit, Einsamkeit und existentielle Angst. Deswegen hat Papst Benedikt gesagt: „Wer glaubt, ist nie allein.[4]

Stellen wir uns vor, jemand liegt auf seinem Sterbebett und überlegen wir, was für diese sterbende Person früher alles gezählt hat. Sein Vermögen usw. ist nicht mehr das, was für ihn in dieser kritischen Stunde zählt. Was für ihn jetzt zählt, ist, worauf er nicht zählen kann, sein Glaube. Dieser sterbende Mann ringt mit Verzweiflung um den Glauben. Ist er verdammt in ein einsames, dunkles Loch, in ein ewiges Nichts zu fallen? Oder ist er ausersehen, mit der Macht des auferstandenen Herrn zu einer Ewigen Freude, die kein Auge geschaut hat, kein Ohr gehört hat [5] und keine Vernunft begriffen hat, zu gelangen? Jesus Christus sagt: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet;“ (Mk 16,16).


 

[1] Illustration Foto: Judith Cronauer

[2] http://www.kalender-uhrzeit.de/feiertage/christi-himmelfahrt https://alle-feiertage.at/christi-himmelfahrt/

[3] https://www.rheinmaasklinikum.de/Inhalt/Patienten/_doc/ Evangelische/Meditative_Texte/Das_was_zählt.pdf

[4] „Ja, wer glaubt, ist nie allein!“: Predigt von Papst Benedikt XVI. beim Gottesdienst auf dem Islinger Feld (12. September): https://de.zenit.org/articles/ja-wer-glaubt-ist-nie-allein-predigt-von-papst- benedikt-xvi-beim-gottesdienst-auf-dem-islinger-feld/

[5] „…was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ 1 Kor 2,9.