Walberla! Walburga! Ein ökumenischer Dialog
Bernhard Friedmann und Walter Zwanzger
Am 1. Mai 2000 wurde eine von Bildhauer Ernst Steinacker gestaltete Walburga-Statue vor der Walburgis-Kapelle auf dem Walberla bei Forchheim aufgestellt und vom katholischen Geistlichen gesegnet. Aus diesem Anlass fand erstmals ein ökumenischer Gottes dienst auf dem Walberla statt, in dem der katholische und der evangelische Pfarrer die folgende Dialog-Predigt hielten.
Pfarrer Bernhard Friedmann: Meine lieben evangelischen und katholischen Mitchristen, Schwestern und Brüder im Herrn! Ein besonderer Anlass führt uns heute an diesem Morgen des 1. Mai hier auf dem Walberla zusammen. Alle, die Sie aus nah und fern gekommen sind, haben inzwischen bemerkt, dass wir heute keine Hl. Messe feiern, wie sonst üblich, sondern einen ökumenischen Gottesdienst. Das Jahr 2000, das Millennium, ist der Ausgangspunkt unserer gemeinsamen Feier – ermutigt und bestärkt durch die Unterzeichnung des gemeinsamen Dokumentes der beiden großen christlichen Kirche, der evangelischen und katholischen Kirche über die Rechtfertigungslehre im vergangenen Jahr in Augsburg am Reformationsfest. So freuen wir katholische und evangelische Christen uns heute in dieser Feier ein Signal zu setzen, das über unsere Pfarrgemeinden hinausgeht. Und das an bedeutender Stelle – dem Hausberg der Franken – hoch über den Tälern unserer fränkischen Heimat.
Pfarrer Dr. Walter Zwanzger: Das möchte ich aufnehmen, was Sie sagen, Herr Pfarrer Friedmann: Wir sind hier wirklich an einem bedeutenden Ort mit einer uralten Tradition, die Jahrtausende zurückreicht in heidnische Zeit. Populär wurde dieser landschaftlich so herrliche Ort erst später. Und dies hing zusammen mit der Gestalt der Walburga, für die vor über 600 Jahren hier erstmals eine Kapelle gebaut wurde. Diese historischen Zusammenhänge sind freilich den meisten, die zum Walberla kommen, gar nicht so wichtig. Die Menschen lieben das Walberla, ohne zu wissen, was oder wer dahinter steht. Walberla ist ja die liebevoll-volkstümliche Bezeichnung eben der Walburga, dieser bedeutenden Königstochter aus England, die hier vor fast 1300 Jahren unter den Franken missioniert hat für den christlichen Glauben. Es ist eine herausragende Gestalt der Kirchengeschichte, längst ehe es zu einer Trennung der Christen in verschiedene Konfessionen kam, als das Christentum sich noch in der heidnischen Umwelt durchsetzen musste. Walberla das ist der volkstümliche Name einer Frau, die nicht evangelisch oder katholisch war, sondern die eigentlich allen gehört! Deshalb sind wir heute hier!
Friedmann: Sie haben recht, die Walburga gehört allen. Für uns als katholische Christen ist sie aber noch mehr als eine bedeutende Frau. Es ist die Heilige Walburga, der hier die Kapelle geweiht ist. Heilige sind für uns Katholiken Menschen, die in unserem Glauben eine besondere Rolle spielen. Wir wollen als katholische Christen vor den Heiligen im Gebet die Sorgen und Probleme des eigenen Lebens aussprechen und vertrauen auf ihre Fürbitte. Die katholische Kirche hält das Für Bittgebet zu den Heiligen, die wir um ihre Fürsprache anrufen, von alters her für sinnvoll.
Zwanzger: Gerade da liegt, lieber Herr Pfarrer Friedmann, glaube ich, ein Problem: Weil die Walburga so eine herausragende katholische Heilige ist, weil sie als Heilige um ihre Fürsprache angerufen wird, können Evangelische sagen: Mit der haben wir doch nichts zu tun! Wir rufen doch keine Heiligen an. Weshalb also wegen der Walburga einen ökumenischen Gottesdienst feiern? Die Heiligen sind doch kein ökumenisches Thema! Sie gehören in die katholische Kirche! Die Evangelischen dürfen sich doch nicht solcher Heiligenverehrung der Katholiken anpassen. Das darf nicht sein! Da muss man dann unsere evangelischen Christen daran erinnern, dass auch in unserer Kirche die herausragen den Gestalten des Glaubens eine wichtige Rolle spielen. Wie sich das vom katholischen Verständnis unter scheidet, darauf müssen wir noch zu sprechen kommen. Aber schon hier möchte ich darauf hinweisen: Es ist wichtig, dass wir auch als Evangelische uns auf das Beispiel von Christinnen und Christen besinnen, die uns in der Vergangenheit vorgelebt haben, wie wir glauben und den Glauben im Alltag leben können. Wir brauchen Menschen, die uns Orientierungshilfen geben. Unsere Zeit ist doch arm an Vorbildern. Wir haben guten Grund, uns nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit umzusehen, wo wir solche Vorbilder finden können.
Friedmann: Da haben Sie völlig recht: Gute Vorbilder gibt es heute sehr selten. Viele junge Menschen träumen davon, berühmt und erfolgreich zu sein wie ein Star. Sie wünschen sich, ebenso im Mittelpunkt des Interesses, der Verehrung zu stehen, wie die Menschen, die sie selbst bewundern und die in den Medien als Stars propagiert werden. Manche machen den Star zu ihrem Idol. Sie verehren ihn geradezu göttlich: geben alles für ihn her, tragen gleiche Kleidung und Frisuren, übernehmen seine Ansichten, passen sich ihm soweit wie möglich an. Oft übernehmen sie kritiklos alles, was ihr Idol sagt und tut. Ich bin dagegen der Meinung: Wir brauchen heute wieder echte Vorbilder. Wir brauchen sie … Wir sind darauf angewiesen … Stimmen Sie mir hierzu?
Zwanzger: Ja gewiss. Natürlich kenne ich den Ruf nach Vorbildern heute. Aber ich habe da auch meine Fragen: Der Dichter Siegfried Lenz hat einen interessanten Roman geschrieben »Das Vorbild«, in dem er die Schwierigkeiten deutlich macht, die heute einer Suche nach überzeugenden Vorbildern entgegenstehen. Freilich lehrt nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart: Wenn zum Beispiel Kinder und Jugendliche nicht die richtigen Vorbilder finden, wie schnell fallen sie da auf zweifelhafte Führer herein!
Friedmann: Genau, diese Gefahr, lieber Herr Pfarrer Zwanzger, muss man sehen. Das führt mich jetzt zum Thema Heilige zurück. Die katholische Kirche stellt uns Personen vor Augen; Menschen, die ihren Glauben an Jesus Christus überzeugend gelebt haben, sollen für andere Vorbilder werden. Seit Anfang des Christentums wurden solche vorbildlichen Menschen zu allen Zeiten in der Kirche verehrt: Man errichtete für sie Altäre, malte Bilder aus ihrem Leben, schuf Statuen, um sich den Heiligen besser vorstellen zu können und wollte vielfach mit Legenden aus dem Leben des Heiligen in einfacher und bildhafter Sprache erzählen und zur Nachahmung aufrufen. Freilich ist nicht immer alles, was Legenden erzählen, auch so geschehen. Aber die vorbildlichen Taten und Tugenden des Heiligen wurden oftmals durch göttliche Wunder bekräftigt.
Zwanzger: Da kommen Sie auf einen wunden Punkt zu sprechen, Herr Pfarrer Friedmann. Ich muss offen gestehen: Wir Evangelische haben mit der katholischen Heiligenverehrung, wie sie oft praktiziert wird, doch große Schwierigkeiten. Sie begegnen uns als Art Übermenschen und übernehmen so etwas wie eine Mittlerfunktion vor Gott. Sie können müssen nicht, aber können angerufen werden, um mit dem Schatz ihrer Gaben etwas für die Gläubigen zu tun. Und dagegen steht doch das biblische Zeugnis, dass allein Christus unser Mittler ist! Das hat die Reformation ganz stark betont in einer Zeit, in der der Heiligenkult und die Reliquienverehrung total ausgeufert waren.
Friedmann: Sie haben recht, lieber Bruder Zwanzger! Sicher war im Mittelalter vieles übertrieben. Manchmal wurde die Heiligenverehrung magisch verstanden: Schutz und Fürsprache eines Heiligen konnten mit Geld erkauft werden. Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei, wo mit Recht gegen übertriebenen Heiligenkult und Reliquienverehrung in der Reformation opponiert wurde. Das Konzil von Trient hat vieles wieder in richtige Bahnen gelenkt und für Klarheit in der Lehre über die Heiligenverehrung gesorgt, wenn es formulierte: Es ist erlaubt und nützlich, die Heiligen im Himmel zu verehren und sie um ihre Fürbitte anzurufen,… oder die Reliquien der Heiligen zu verehren … oder die Bilder der Heiligen zu verehren … Und dabei beruft sich die katholische Kirche auf die Anfänge des Christentums, wo hohe Wertschätzung der Märtyrer zur Verehrung ihrer Reliquien führte.
Zwanzger: Es ist aber nicht nur die Heiligenverehrung in der katholischen Kirche, die uns Schwierigkeiten bereitet. Eine andere Schwierigkeit kommt dazu: In der katholischen Kirche werden seit etwa 1100 Jahren immer wieder Menschen, die vorbildlich im Glauben waren, heilig gesprochen durch den Papst. Das ist doch eigentlich eine Verdoppelung dessen, was bei uns allen in der Taufe und mit unserem Glauben schon geschehen ist oder geschieht. Wir sind doch schon Heilige, Herr Pfarrer Friedmann. Sie sind ein Heiliger und ich bin es auch! Uns hat Gott nämlich in Jesus Christus sein Heil geschenkt! Punktum. So steht es geschrieben. Der Apostel Paulus redet in seinen Briefen die Christen als »Heilige« an, und zwar alle! Alle, die zum Heil berufen sind! Wir können nicht dadurch noch heiliger werden, als wir schon sind, dass wir dann noch heilig gesprochen werden! Auch wenn uns beiden das nicht bevor steht die Heiligsprechung möchte ich doch darauf hinweisen!
Friedmann: Sie, lieber Pfarrer Zwanzger, sprechen mit Recht die Frage der Heiligsprechung an. Da muss ich Ihnen aber sagen: Die Heiligsprechung nach unserem katholischen Verständnis macht keinen Heiligen, sondern erklärt und versichert uns nur: Christi Gnade war in diesem Menschen mächtig. Ihr könnt in ihm erkennen, was Christus bei einem Menschen bewirkt. Der Prozess, der einer Heiligsprechung vorausgeht, geschieht mit einer unglaublichen Sorgfalt: Kein Strafprozess, kein Appellationsverfahren wird so sorgfältig geführt, wie ein Heiligsprechungsprozess.
Zwanzger: Das glaube ich Ihnen schon. Trotzdem bleibt das für uns Evangelische ein Problem, für viele sogar ein Ärgernis. Da wird einer oder eine besonders hervorgehoben und durch die Heiligsprechung weit über andere Menschen gestellt. Und »heilig« sind wir doch alle nach Aussage des Apostels Paulus, auch Sie und ich!
Friedmann: Wir sind Heilige, aber, vergessen Sie bitte nicht, lieber Bruder Zwanzger, wir sind auch Sünder. Ich würde sagen: Heilige sind besonders aufgeschlossene Sünder.
Zwanzger: Also Heilige oder Gerechte und Sünder zu gleich. Das, lieber Herr Pfarrer Friedmann, ist gut luthrisch gesprochen. „Simul justus et peccator“, gerecht und ein Sünder ist der Mensch, hat Martin Luther gesagt aber unstrittig ist doch, dass diejenigen, die sich mit Gottes Liebe beschenken lassen, die ihre Schuld bejahen, die sich dem gekreuzigten und auferstandenen Christus anvertrauen, dass die Heilige sind, zur Gemeinschaft der Heiligen gehören, von der auch unser Glaubensbekenntnis spricht: »Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen …«
Friedmann: Da haben Sie recht das sagen wir auch. Auch wir katholischen Christen beten: Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen …, aber bestimmte Heilige wie Maria nehmen einen besonderen, einen herausragenden Platz ein, ebenso wie die Apostel.
Zwanzger: Dagegen betonen wir Evangelische, lieber Herr Friedmann: Jeder, der zu Jesus gehört, ist ein »Heiliger«. Er muss da keine Vorbedingungen erfüllen, nicht besondere Vollkommenheit erreichen. Er muss keine Maria sein und kein Petrus und kein Paulus. Er muss nur wissen, dass er angewiesen ist, ganz und gar angewiesen ist auf Gottes Gnade! Das genügt. Aber ich möchte diesen Gedanken noch weiterführen dar an müssen wir alle immer wieder erinnert werden. Und diesen Dienst der Erinnerung und der Ermahnung können uns die großen Gestalten der Kirchengeschichte tun! Darauf weist das evangelische Bekenntnis hin, die Confessio Augustana, die ich hier vielleicht einmal zitieren darf. Es heißt da (im Art. 21) und das wissen viele Evangelische gar nicht! -: Man soll der Heiligen gedenken, damit wir unseren Glauben dadurch stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren ist; außerdem soll man sich am ihren guten Werken ein Bei spiel nehmen. Was man nicht soll nach evangelischem Verständnis, das ist: die Heiligen anrufen und bei ihnen Hilfe suchen, denn der Glaube richtet sich allein auf Christus. Ich darf vielleicht in diesem Zusammenhang darauf hinweisen: Es gibt in der evangelischen Kirche einen Namenkalender, wo an jedem Tag eines großen Glaubenszeugen, eines »Heiligen« gedacht wird, der uns zur Nachfolge in Glaube und Liebe ermutigen kann. In dieser Rolle sehe ich als evangelischer Pfarrer auch die Walburga! Das verbindet uns mit der katholischen Heiligenverehrung, so wie uns die Anrufung der Heiligen, die wir nicht praktizieren können, von ihr trennt.
Friedmann: Aber da haben wir doch eine ganze Menge gemeinsam, lieber Pfarrer Zwanzger. Das freut mich, dass ich dies an diesem Ort neben der Kapelle der Heiligen Walburga hören kann.
Zwanzger: Wir sind hier wirklich an einem Punkt, wo wir sagen müssen: Es gibt hier eine ökumenische Gemeinsamkeit! Wir nehmen das Gedächtnis der großen Glaubenszeugen ganz ernst in unseren Kirchen und daraus schöpfen wir Gewinn für unser christliches Leben. Ich glaube, lieber Bruder Friedmann, dass der Umgang mit den »Heiligen« keine Kirchen trennende Bedeutung haben muss. Man muss nur deutlich wissen, was uns noch bei aller Gemeinsamkeit – unterscheidet!
Friedmann: Da kann ich ihnen vollkommen zustimmen und mich hat es sehr erstaunt, was Sie soeben von einem evangelischen Namenskalender erzählt haben. Dass es so etwas gibt. Namenstag feiern, ist doch etwas typisch Katholisches. Aber offenbar ist Ihnen die Erinnerung an die großen Glaubensgestalten so wichtig wie uns, nur Dass Sie in Ihrer Kirche anders damit umgehen, als wir es tun.
Zwanzger: Bei uns steht nicht die Heiligenverehrung im Vordergrund, sondern das Heiligengedenken. Das ist richtig. Aber jetzt muss ich doch noch etwas sagen, was mir aus evangelischer Sicht sehr wichtig ist: Die »Gemeinschaft der Heiligen« umfasst für mich unzählige Menschen, die niemals zu »Heiligen« erklärt worden sind und von denen niemand weiß, die aber zu Jesus gehören und in denen etwas widerscheint von der Liebe Jesu!
Friedmann: Das wird auch bei uns nicht bestritten. Wir alle sind heute die sichtbaren und erfahrbaren Heiligen. Jeder von uns in seinem Beruf, in seiner Position, in seiner Familie, in seiner Gemeinde. Dazu hat uns Gott das Leben geschenkt. Das Leben in der Zeit und für die Ewigkeit.
Zwanzger: Aber das hat nichts mit moralischer Vollkommenheit zu tun! Wer freilich meint, er sei ein Heiliger, weil er besser und vollkommener ist als die anderen, der ist auf dem Holzweg. Er ist wohl eher ein »Scheinheiliger«, der sich selbst mit einem Heiligen schein schmücken möchte. Dazu möchte ich nicht gehören!
Friedmann: Ich auch nicht, lieber Bruder Zwanzger. Heilige nehmen sich selbst nämlich nicht wichtig. Für sie zählt nur das Gute, das sie anderen Menschen und der ganzen Welt tun können. Für Heilige ist es nicht wichtig, wo sie Gutes tun. Am meisten werden sie es dort tun, wo Gott sie hingestellt hat; beim treuen Dienst am Menschen, an der Schöpfung, im ganz normalen Alltag. Heilige werfen Schatten durch ihr Leben und Tun. Schatten, die entstehen, weil sich Heilige vom Licht Gottes bescheinen lassen, in diesem Licht leben, lieben und arbeiten.
Zwanzger: Jemand hat einmal gesagt: »Heilige sind wie Fenster, durch die wir Gott erkennen können. Es sind Menschen, durch die ein Licht hindurch scheint.« Das Bild gefällt mir. Ich denke an die Glasfenster in den mittelalterlichen Kirchen, die zu leuchten anfangen, wenn das Sonnenlicht hindurch fällt.
Friedmann: Genau, das glaube ich auch. Solche Menschen, in denen etwas von der Wirklichkeit Gottes hin durchscheint, die brauchen wir. Dazu gehören für mich auch große Gestalten der Gegenwart aus der katholischen und evangelischen Tradition. Da könnte ich viele Namen nennen. Es gehören für mich aber auch Gestalten aus der Vergangenheit dazu, zum Beispiel die Walburga, die eine großartige Frau war, in dem was sie g leistet und wie sie ihren Glauben gelebt hat. Nicht nur als große Missionarin der frühen Kirche.
Zwanzger: Übrigens, Herr Friedmann das muß ich als evangelischer Pfarrer doch erzählen gibt es einen Mann der evangelischen Kirche im 19. Jahrhundert, der für viele fast zu einer Art »evangelischem Heiligen« geworden ist, der auch Walburga hochgeschätzt hat. Es ist Wilhelm Lohe. Er hat in seinem Namenkalender darauf hingewiesen: »Vergesst die Walburga nicht!« Und er hat sie bezeichnet als eine Beterin, als eine Leserin der Schrift, und man höre und staune wörtlich als eine »Diakonisse«! Das ist ja nun etwas ganz Evangelisches. Uns fallen da gleich die Diakonissen aus Neuendettelsau oder der Hensoltshöhe oder aus Augsburg ein. Für Wilhelm Lohe war Walburga eine »Diakonisse der Armen und der Kranken«. Und auch, wenn der Künstler Ernst Steinacker unserer Walburga hier keine uns vertraute Diakonissenhaube aufgesetzt hat, sondern eine ganz andere Kopfbedeckung, so kann sie für uns Evangelische doch so etwas wie eine ganz besondere »Diakonisse« sein, das heißt eine Zeugin Jesu Christi und Dienerin derer, die Hilfe brauchen!
Friedmann: Und wenn Sie die Statue der Heiligen Walburga ansehen, fallen uns auch die großen Hände auf. Sie weisen darauf hin: Walburga hat den Menschen mit ihren Händen gedient in Liebe und Fürsorge.
Zwanzger: Und die Bibel, die sie in den Händen hält mit dem Bekenntnis »Gott im Herzen tragen« zeigt uns allen, nicht nur den katholischen, sondern auch den evangelischen Christen, worauf es in unserem Glauben ankommt: Gott nicht nur im Mund zu führen und mit dem Verstand über ihn nachzudenken, sondern ihn im Herzen zu haben! Und darauf kommt es, glaube ich, für uns alle an! Amen.