Atheisten können Gott nicht sehen, aber Gott sieht sie [1]
Pater Cheriyan Menacherry CMI
Eines der großen Probleme in vielen christlichen Ländern ist der wachsende Atheismus der Christen! Genau diese Widersprüche tragen viele Christen in sich. Viele christliche Familien leiden unter der Last des Atheismus bei ihren Familienmitgliedern.
Es sind nicht nur viele erwachsene Christen, sondern auch einige Kinder, sogar Schulkinder, die mit voller Überzeugung sagen: ‚Ich glaube nicht an Gott. Deswegen tue ich auch nichts in der Kirche. Ich habe kein Interesse an der Kirche, weshalb ich auch überhaupt nicht in die Kirche komme‘.
Diese atheistische Haltung der Kinder ist für viele Großeltern ein Schock. Und wie reagieren die Eltern? Oft gleichgültig, es ist ihnen alles egal!! Hauptsache ihr Kind lernt gut in der Schule, treibt ordentlich Sport und vielleicht noch ein Hobby. Religion? Das ist doch unwichtig.
Diese Tendenz in der neuen Generation wächst rapid. Es ist nicht einfach nur ein Zweifel im Glauben an Gott. Diese hat jeder Gläubige früher oder später einmal. Es geht hier um die Tatsache, dass viele voller Hochmut und Überzeugung sagen: es gibt keinen Gott!

Viele sind in ihren Herzen Atheisten, fürchten sich aber, wegen sozialer oder familiärer Komplikationen, ihren Atheismus öffentlich zu bekennen. Andere wiederum trauen sich nicht nur zu sagen, dass sie Atheisten sind, sie sind auch noch stolz darauf, dass sie nicht an Gott glauben, denn dieser Glauben an Gott sei altmodisch.
Was glauben diese Menschen dann? Sie glauben nicht an Gott, aber sie glauben blind einigen Wissenschaftlern, wenn diese dokumentieren, dass die Welt nicht von Gott erschaffen wurde, sondern durch den Urknall entstanden sei. Aber wer hat diesen Urknall erzeugt? Diesen Gedanken weiter zu führen, ist für Kinder, aber auch für manche Erwachsene zu viel.
Was haben diese Gläubigen mit dem Atheismus zu tun? Ein Szenario im damaligen Kolosseum, wo Christen verfolgt wurden: In der Arena des Kolosseums kommt ein Löwe, um die Christen zu attackieren, zu reißen. Was macht eine kleine Gruppe von Christen? Resolut versammeln sie sich in der Mitte der Kolosseums-Arena, um zusammen zu beten. Was machen der Kaiser und die Zuschauer? Sie vergnügen sich und lachen über das Beten der kleinen Christen-Gemeinde. Sie amüsieren sich, da sie denken, die Christen seien Feiglinge, die nicht versuchen, sich selbst zu verteidigen und den Löwen zu überwältigen. Sie beten nur, zu wem? Zu ihrem Gott, der hilflos ans Kreuz geschlagen wurde.
Für was betet die kleine Christen-Gemeinde mitten in der Arena? Sie beten nicht für ihre Errettung vor dem Löwen. Sie beten zu Jesus Christus, den Herrn und bitten Ihn, in den Herzen der Menschen die Glaubensaugen zu öffnen, so wie Jesus oftmals die Blinden sehend gemacht hat.
„Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen“ (Joh 9,6). Diese Handlung ist in einem übertragenen Sinn, Gottes schöpferischer Akt, um den Menschen das Augenlicht zu schenken. Es ist Gott, der uns Augen geschenkt hat, dass die Menschen alles, was Gott erschaffen hat, sehen können.
Man kann mit den Augen die Welt, das Universum und alles sehen. Aber kann man mit diesen Augen den Schöpfer sehen, den Gott, der dies alles erschaffen hat? Jesus sagte, ich bin „in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden (Joh 9,39).
Durch die Wunderwirkung von Jesus Christus konnte der Mann, der von Geburt an blind war, sehen. Er kann alles sehen: Seine Umgebung, seine Familienmitglieder, seine Nachbarn, seine Freunde, und alle anderen Menschen und Dinge. Selbst Jesus sieht er. Das ist merkwürdig. Aber trotz allem erkennt er Gott, Gott in Jesus, Jesus als Gott, nicht. Er schaut Jesus direkt in die Augen und sagt zu Jesus: „Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube.“ (Joh 9,36).
Dieses Phänomen zu sehen und doch nicht zu sehen, der Atheismus also, steckt leider in vielen Christen: Sie sehen Jesus, aber sie sehen nicht Jesus als Gott.
Hier ist nicht die Frage, wann begann der Blinde die Welt und die Menschen zu sehen, sondern wann begann er Gott zu sehen? Nur als Jesus sich selbst als Mensch geoffenbart hat: „Glaubst du an den Menschensohn?… Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.“ (Joh 9,35,37)
Die Hoffnung ist da, dass eines Tages Jesus sich jedem Menschen selbst offenbart, sodass die Menschen Gott sehen können. Angesichts des wachsenden Atheismus stellt sich die Frage, ob Gott vielleicht die Atheisten nicht sieht? Gott sieht sie aber. Einige Pharisäer fragten Jesus: „Sind etwa auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.“ (Joh 9, 39-40). Der geheilte Blinde sagt: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.“ (Joh 9,38)
[1] Cheriyan Menacherry, „Ein Atheist kann Gott nicht sehen, aber Gott sieht ihn,“ Cheriyan Menacherry, Wahrheit macht frei: Nachsinnen der Worte Jesu, Mauritius: Fromm Verlag, 2019, pp. 140-143.