Durst nach Gottes Gesetz
Durst nach Gottes Gesetz[1]
Cheriyan Menacherry
Das Verlangen nach Wissen, möglichst mehr zu wissen als Gott, war der Ursprung der Sünde. Die ersten Eltern der Menschheit wollten „klug werden“ (Gen 3,6), haben deswegen Gott nicht gehorcht und die Sünde begangen. Man kann ironisch sagen, dass die ersten Eltern ‚nicht wussten‘ was im Heiligen Buch der Sprichwörter über die richtige Weisheit steht: „Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht,…“ (Spr 9,10). Man kann alles Wissen der Welt haben, aber, wer keine Gottesfurcht hat, hat nicht einmal den Anfang der Weisheit. Sprichwörter sind noch radikaler, denn dort steht geschrieben: „Gottesfurcht ist der Anfang der Erkenntnis.“ (Spr 1,7).
Was ist die Bedeutung dieser ‚Gottesfurcht‘? Viele denken vielleicht, Gottesfurcht ist einfach zu erklären; es ist genauso, wie man sich vor allen anderen gefährlichen Dingen fürchtet. Da braucht man nicht viel zu erklären. Gottesfurcht ist einfach in uns.
Gottesfurcht ist nicht, wie die Angst vor einem Angriff eines mächtigen Feindes. Nicht wie die Furcht vor schwerer Krankheit, vor Unfall oder Katastrophen. Es ist auch nicht die Furcht vor einem schlechten Gewissen. All diese Arten von Furcht muss man nicht lernen. Sie steckt instinktiv in Allen, nicht nur in Menschen, sondern auch in Tieren. Ein Säugling erschrickt, wenn es plötzlich laut knallt. Für diese Furcht braucht das Kind keine Kriegserfahrung. Die Menschen fürchten, dass sie schwach sind. Je schwächer man sich fühlt, desto ängstlicher ist man. Ein Löwe in der Wüste fürchtet sich anders als die Rehe im Wald.

Furcht muss man nicht lernen. Hierin besteht der große Unterschied zwischen der allgemeinen Furcht und der Gottesfurcht. Gottesfurcht hat man nicht instinktiv, wie die anderen Ängste. Sie kommt nicht von unserer ängstlichen Natur. Der Psalmist sagt, Gottesfurcht muss man lernen und ruft: „Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! / Ich will euch in der Furcht des Herrn unterweisen.“ (Ps 34,12).
Wie kann man Gottesfurcht erlernen? Hierüber geben Sprichwörter eine Antwort. Sie kommt nicht einfach so. Menschen müssen sie intensiv suchen: „wenn du sie [die Weisheit] suchst wie Silber, / nach ihr forschst wie nach Schätzen, dann wirst du die Gottesfurcht begreifen / und Gotteserkenntnis finden.“ (Spr 2,4-5)
Gottesfurcht muss man lernen und erwerben. Man lernt Gottesfurcht durch das ständige Befolgen von Gottes Geboten. Genauso hat Mose zu Israel gesagt: O Israel, der Herr, dein Gott fordert von dir: „dass du ihn fürchtest, indem du auf die Gebote des Herrn und seine Gesetze achtest,…“ (Dt. 10,12-13).
Das hießt, Menschen müssen Gottes Gesetze kennen. Wie können wir Gottes Gesetze kennen, ohne in der Bibel zu lesen?
Papst Franziskus hat empfohlen die Bibel, wie das Handy immer mit sich zu tragen. Er appellierte: «Was wäre, wenn wir die Botschaften Gottes in der Bibel lesen, wie wir die Botschaften auf dem Handy lesen?»[2]
Die Begegnung zwischen Jesus und der samaritischen Frau, ist eine klassische Lehre des Gesetzes von Jesus. Jesus hat der Frau das lebendige Wasser nicht einfach so gegeben. Er verhält sich nicht so, wie die Frau gedacht hat, „du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief;“. Diese Begegnung kann man besser verstehen mit der Bedeutung von lebendigem Wasser im Alten Testament. Im Alten Testament wird das Gesetz oft mit lebendigem Wasser verglichen. Im Buch Sirach finden wir: „das Bundesbuch des höchsten Gottes, / das Gesetz, das Mose uns vorschrieb…ist voll von Weisheit, wie der Pischonfluss (der voll Wasser ist), / … es strömt über von Einsicht, / ähnlich der Flut des Eufrat, / ähnlich dem Jordan in den Tagen der Ernte; es fließt von Belehrung über, ähnlich dem Nil,…“ (Sir 24,23-27).
Lebendiges Wasser ist das Gesetz Gottes, die Anweisung von Gott. Dieses Wasser hat Jesus der Frau nicht einfach so gegeben. Jesus lehrt sie langsam. Er wartet, bis sie von ihm dieses Wasser verlangt. „Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, … wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ (Joh 4,10). „Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser,…“ (Joh 4,15).
Man muss ihn verspüren, den Durst nach Gottes Gesetz und Gottes Weisheit!
[1] Cheriyan Menacherry, „Durst nach Gottes Gesetz,“ Cheriyan Menacherry, Wahrheit macht frei: Nachsinnen der Worte Jesu, Mauritius: Fromm Verlag, 2019, pp. 137-139.
[2] http://diepresse.com/home/panorama/religion/5178824/Papst-Franziskus_Bibel-wie-das-Handy-immer-mit-sich-tragen 5.03.2017.