September 19, 2025
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Pilger der Hoffnung

Pater Sebastian Athappilly, CMI

Pilger sind wir alle. Wohin pilgern wir? In die ewige Stadt Jerusalem, zum himmlischen Vater. Darum heißt es, jeder Mensch sei «Homo Viator», «Mensch, der unterwegs ist». Das Viaticum, die Wegzehrung, die Speise auf dieser Pilgerreise ist die hl. Eucharistie. So sind wir Pilger der Hoffnung. Weil wir gestärkt durch das Viaticum und begleitet von Jesus Christus in das himmlische Jerusalem anzukommen hoffen. Der verstorbene Papst Franziskus hat durch sein Dekret «Spes non confundit» (die Hoffnung lässt uns nicht zugrunde gehen) – ein Zitat aus dem Römerbrief 5, 5 – das heilige Jubiläumsjahr 2025 ausgerufen.

Also sind wir nicht bloß Pilger, sondern Pilger der Hoffnung. Das waren unsere drei Heiligen: z.B. Rupert, Virgil und Valentin. Durch ihre Mission haben sie uns den Grund der Hoffnung gebracht, indem sie uns das Evangelium (die Frohbotschaft) Jesu Christi verkündet haben. Jesus sagt: «seid ohne Angst». «Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen» (Joh14, 1).

Die Dienerin Gottes Maria Sieler hat dasselbe Prinzip gelebt, die Hoffnung. So hat sie ihr Leben aus Liebe als Sühne Gott aufgeopfert zur Heiligung der Priester und zur Erneuerung der Kirche.

Was heißt aber hoffen? In Römer 8, 20 schreibt Paulus, Gott gab der Schöpfung Hoffnung. «Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes» (Römer 8, 21). Er sagt weiter, «Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld» (Vers 24). Ein Ausdruck dieser Geduld ist das Wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt» (Vers 28). Alles bedeutet auch unsere Schwäche, unser Versagen, unsere Fehler und unsere Schuld. Daher sagt Paulus, «Wir rühmen uns … unserer Bedrängnis; denn wir wissen, Bedrängnis bewirkt Geduld. Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung» (Römer 5, 3-4). Im Hochgebet beten wir für die Verstorbenen, die in der Hoffnung auf die Auferstehung entschlafen sind. Die Menschen, die im Stand der Läuterung (Katharsis) im Purgatorium («Fegefeuer») sind, warten auf den Himmel in der Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Wir, die auf der Erde ringen und kämpfen, bleiben als Pilger auch in der Hoffnung auf das zweite siegreiche Kommen Jesu als der Erlöser der ganzen Welt.

Wir haben die Hoffnung auf die Erlösung der Welt. «Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?», fragt Paulus. Christus, der gekreuzigt und auferweckt worden ist, tritt für uns ein (Römer 8, 31 -34). Das macht uns stark, gibt uns Trost und verleiht uns Kraft, zu hoffen wider alle (rein menschliche) Hoffnung. «Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis» rät uns also Paulus (Römer 12, 12).

Hoffnung und Glaube sind auf Vertrauen gegründet. In diesem Sinne sind beide austauschbar. Dies sehen wir bei Abraham und noch mehr bei Maria. Selig ist sie, die geglaubt hat, das sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ (Lukas 1, 45).  Im August feiern wir ihre Aufnahme in den Himmel. Maria hat alles Leid in der Hoffnung auf den Herrn getragen und angenommen. Gott hielt seine Verheißung. Er ist treu und so gerecht. Das hat Abraham die Mutter Gottes und die heiligen Rupert, Virgil und Valentin erfahren. Das dürfen auch wir erfahren. Das ist unsere Berufung. Christ sein bedeutet, Mensch der Hoffnung zu sein. Trotz allem, lächelnd durch das Leben zu schreiten! Das Lied, «Der Geist des Herrn erfüllt das All» endet mit der schönen Strophe, in der es heißt, «so schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid». So schreiten auch wir als Kirche mit ihm in diesem Pilgerkleid zum Vater hin.