Was ist Yoga für mich nach 20 Jahren des Lernens und Unterrichtens?
Monika Bendlander
Wenn man heute in Sozial Media schaut, hat man den Eindruck, Yoga ist Gymnastik.
Man sieht attraktive, junge Menschen, in allen erdenklichen Körperpositionen. Man sieht maximale Flexibilität, Kraft, Körperbeherrschung – das ist toll!
Aber nicht alle Menschen sind jung und fit.
Yoga ist viel mehr und Yoga kann viel mehr.

Natürlich sind die Körperübungen des Yoga attraktiv, und für viele sind sie der Einstieg in den Yoga. Sie helfen uns die Flexibilität zu verbessern und Kraft in der Muskulatur aufzubauen. Wenn wir richtig üben, passend, wird unsere Widerstandfähigkeit gegen äußere Umstände größer.
Aber noch wichtiger ist der Atem. Wir lernen den Atem auszudehnen, zu vertiefen und zu lenken. Und zwar die ganze Zeit, während des ganzen Übens! Gekrönt wird diese Atemschulung idealerweise am Ende von einem Pranayama, einer Atemübung, die in einer stillen Körperposition geübt wird.
Der Atem ist subtil. Der Atem ist im Jetzt.
Durch diese Art des Übens erhöht sich die Konzentration. Das bedeutet auch eine verbesserte, subtilere Wahrnehmung. Man nimmt viel mehr wahr!
Der Körper, der Atem, die Gedanken, Gefühle, die Welt um uns herum, alles wird vertiefter wahrgenommen…
So entsteht die Möglichkeit, auch einen Raum in sich wahrzunehmen. Dieser innere Raum, in ihm verbringen wir mit uns selbst das ganze Leben. Aber vielen ist er fremd.
Yoga ist ein Weg in Kontakt zu kommen mit diesem Raum in uns. Es ist ein Ort, wo wir uns sicher und geborgen fühlen können, ein Ort, wo wir nichts müssen.
Ein Ort, unberührt vom äußeren Chaos, der nur uns gehört!
Der Yoga ist ein Weg in Kontakt zu kommen mit diesem Raum in uns. Er ist ein Entwicklungsweg. Und er verändert, still und allmählich…und jeden Menschen anders.
Für mich ist der Yoga deshalb in erster Linie ein spiritueller Weg, der aber den Körper mitnimmt und wertschätzt. Damit und wegen seiner präzisen Atemschulung ist der Yoga einzigartig und viel mehr als Gymnastik.