Wevelinghoven! Schützenwesen! Der Bewahrer von Glaube, Sitte und Heimat
Sebastian Rauscher
Jedes Jahr wird in vielen Dörfern und Städten in Deutschland ein Fest gefeiert, das als Schützenfest bekannt ist. In großen bunten Paraden marschieren viele tausend Menschen über das Jahr verteilt durch ihre Wohnorte um das Heimatfest zu begehen.
Diese Feste gehen bis auf das frühe Mittelalter zurück und erinnern daran wie sich die ersten Bürger bewaffnet haben, um sich gegen die Übergriffe des Adels zu schützen. Später entstanden daraus die Bürgerwehren, die sich nachdem sie entwaffnet wurden, ihre Traditionen beibehalten haben.
Aber auch heute noch ist das Schützenwesen sehr gefragt. Das Schützenwesen tritt für den Glauben, die Sitten und die Heimat ein und ist deshalb ein Anlaufpunkt für Jung und Alt. Bei den Festen feiern sie miteinander und so werden die Traditionen auch auf die folgenden Generationen übertragen.
Da das Schützenwesen aus militärischen Kreisen hervorgegangen ist, ist auch sein Aufbau streng militärisch. Die meisten Dörfer besitzen ein Schützenregiment oder aber auch manchmal eine Bruderschaft, in der alle Schützen zusammengefasst sind. In dem Schützenregiment selber existieren noch viele weitere Unterteilungen.
Bei uns in Wevelinghoven ist das Regiment noch aufgeteilt in verschiedene Korps: Scheibenschützenkorp, Jägerkorp und Grenadierkorp. Hierbei besitzt jedes Korp sein eigenes Wappen und seine eigenen Uniformen. Ein Korp wiederum ist in Züge aufgeteilt, die die kleinsten Einheiten darstellen. Meistens treffen sich einige Freunde und beschließen einen Zug zu gründen und welchem Korp sie sich anschließen wollen. Wie in jedem Regiment gibt es auch einen Major, der das Regiment führt und der dabei unterstützt wird von den Korp- und Zugführern.
Einmal im Jahr wetteifern die Schützen darum, wer von ihnen der Schützenkönig werden soll. Bei diesem Wettkampf wird mit einem Gewehr auf einen Holzvogel geschossen und das Ziel ist es diesen von seiner Schraube runter zuschießen. Aber nicht nur im Regiment wird nach einem König gesucht. Jedes Korp und jeder Zug stellt seinen eigenen König, der sein Korp bzw. seinen Zug vertritt.
Bei uns in Wevelinghoven beginnt das Schützenfest samstags abends mit einem Fackelzug. Bei diesem Umzug ziehen die Schützen mit Fackeln und Festwagen, die an die Karnevalwagen erinnern, durch das Dorf. Anschließend treffen wir uns alle in einem Festzelt, um gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen und auf das Schützenfest anzustoßen.
Der Sonntag beginnt mit der Parade vor der Geistlichkeit. Das Regiment trifft sich in Uniformen vor dem Rathaus, wo es von seinem Major begrüßt wird. Anschließend ziehen (fast) alle zur katholischen Kirche um den ökumenischen Gottesdienst zu feiern. Im Anschluss an die Messe findet die Parade vor der Geistlichkeit statt, in der die Schützen an dem katholischen und evangelischen Pfarrer vorbeiziehen. Durch Hutziehen und Stechschritt wird dabei der Geistlichkeit Respekt gezollt. Im Anschluss daran zieht das Regiment zum Friedhof, um den gefallenen Soldaten der Weltkriege, als auch den verstorbenen Schützenmitgliedern zu gedenken. Danach darf das Regiment wegtreten.
Am Nachmittag tritt das Regiment wieder zusammen, um in einem großen bunten und feierlichen Umzug, durch das Dorf zu marschieren. Bevor es aber Losmarschiert kommt es zu dem für mich schönsten Teil an Schützenfest: zur Blumenhornparade. Dabei zieht der Schützenkönig mit allen Blumenhörner der Schützen im Gefolge an der Schützenfront entlang. Jeder Zug grüßt dabei den König mit seinem individuellen Gruß. Am Abend trifft man sich dann wieder im Festzelt um den Abend der Könige zu feiern. In der alle Königspaare zusammen auf der großen Tanzfläche tanzen.
Am Montag findet nochmals eine Parade statt, die allerdings nicht so feierlich gestaltet ist wie die am Sonntag. Überhaupt ist der Montag nur eine Überleitung zum Dienstag der nach dem Sonntag der feierlichste Tag ist.
Am Dienstag trifft sich das Regiment erst am späten Nachmittag und holt dann den zukünftigen König ab. Dieser wird dann in einer feierlichen Zeremonie zum neuen König für das nächste Schützenfest gekrönt. In dieser Zeremonie wird der alte König verabschiedet und der neue vorgestellt. Am Ende der Zeremonie schickt jeder Zug seine Offiziere zum neuen König um vor ihm zu salutieren, sozusagen als Bestätigung der Machtübernahme. Danach klingt der Abend gemütlich aus und Regiment wird bis zu nächsten Jahr entlassen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass sich während des Jahres nichts passiert. Die Schützen engagieren sich in vielen Bereichen. Sie setzen sich für die Verschönerung unseres Dorfes, für die Förderung der Jugend, für die Kirche und vieles mehr ein. In unserem Dorf ist das Schützenwesen eine wichtige Säule, auf die sich viele stützen können.